Mächtige Kastanienbäume umrahmen den Landsgemeindeplatz. Zusammen mit den historischen Mauern, dem Kiesbelag und seinen randlichen Wiesenreifen entsteht ein einzigartiger Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Die erhöhte Aussenmauer zur Kantonsstrasse schirmt den Lärm ab. Die zurückhaltende Gestaltung lässt vielfältige Nutzungen zu. Der Abbruch der hohen Mauern neueren Datums ermöglicht den räumlichen Bezug zum Neubau (Gemeindekanzlei).
Das neue ‘Härdplättli’ - ein gedeckter Aussenplatz - steht leicht erhöht am nördlichen Ende des Landsgemeindeplatzes. Es kann die Funktion einer Bühne, Filmbühne, Treffpunkt darstellen oder auch einfach den Eingang zum Landsgemeindeplatz sein. Ein Pavillon, konzipiert als einfaches Stahlgerüst, kann mit temporären Wandelementen nach Bedarf erweitert werden zu einem witterungs- und schallgeschützten Funktionsbereich.
Eine neue Allee aus Feldahornbäumen entlang der Dorfmeile führt bis hinter das Zeughaus. Die als verkehrsberuhigtes Einbahnsystem ausgelegte Fahrgasse funktioniert als Wohnverkehrsstrasse (Spielstrasse). Die Bäume sind den grossen raumbildenden Kastanien untergeordnet und setzen sich analog ihrer Funktion vom Baumbestand des Landsgemeindeplatztes ab. Begleitend ist die Parkierung für PW, Fahrräder und LKW’s angeordnet. Ostseitig bildet ein Grünstreifen mit Büschen und mehrstämmigen Birken einen lockeren Abschluss zur Kantonsstrasse.
In der näheren Umgebung gibt es keine klaren Hierarchien zwischen Zentrum und Peripherie, zischen Wohnzonen und Industrieflächen. Es geht uns darum, ein ausdrucksstarkes Einzelobjekt zu entwickeln, welches sich als Solitär in der Baulücke entlang der Hauptstrasse zu behaupten vermag.
Ein Volumen dieser Grösse soll in seinem Gestus und architektonischen Ausdruck kompromisslos dem Urbanen verpflichtet sein. Jegliche Anlehnung an die analoge Thematik der Umgebung droht nach unserem Dafürhalten schon durch die schiere Grösse des Neubaus, gepaart mit unterschiedlichsten Nutzungsansprüchen, zu scheitern. Eher sehen wir als Referenz die grossen Bebauungen der 60er Jahre wie z.B. Wohn(hoch)häuser, Kasernenbauten und Schulanlagen in Oberdorf. Die Gebäude dieser Epoche zeigen häufig gerasterte Betonfassaden als Ausdruck des konstruktiven Denkens. Bauten mit funktional ausgerichteter Architektur. Dieser Thematik wollen wir uns annehmen und durch die Entwicklung eines abstrakt gehaltenen Einzelsolitärs die Präsenz zu den angrenzenden, vernakulären Bauten als historisierendes Alleinstellungsmerkmal verstärken.
Das Haus soll die Möglichkeit, nicht aber eine Verpflichtung zum gemeinschaftlichen Leben bieten. Es sollen Wahlmöglichkeiten angeboten werden für Bereiche des Austausches und der Begegnung.
Das Gebäude kann typologisch als städtischer Block bezeichnet werden, vorgegeben in Grösse und Fussabdruck durch den gültigen Gestaltungsplan. Es erreicht die volle Höhe und die maximal zulässige Ausnutzung. Im Grundriss besetzt das Volumen praktisch die gesamte bebaubare Fläche und wirkt raumbildend auf die angrenzenden Strassen- und Freiräume. Ost- und Westseitig ist das Gebäude in den oberen Geschossen in Tiefe und Höhe leicht gestuft. Zwei mehrgeschossige, offene Durchstösse bilden im Erdgeschoss die Gebäudezugänge zu den einzelnen Nutzungen, welche über offene Treppenanlagen, freizugängliche Lifte und horizontale Laubengänge erschlossen werden. Die knappen Aussenräume des Gebäudes sind mehrheitlich gemeinschaftlich oder öffentlich genutzt und durchwegt.
Die Wohneinheiten lassen sich wohl am ehesten mit einem Hotel oder mit Loft-typologien vergleichen, bei denen die Möglichkeiten sozialen Austausches besteht, nicht aber erzwungen wird. Da im Raumprogramm keine gemeinschaftlich nutzbaren Räume vorgesehen sind, wollen wir alle öffentlichen Erschliessungszonen als ‘offene’ Laubengänge und Treppenanlagen im Aussenklima ausbilden. Es entstehen so nicht nur Begegnungen unter den Bewohnern und den Gebäudenutzern, sondern auch Sichtbezüge von und hin zur Öffentlichkeit. Die grosszügigen Laubengänge dürfen und sollen partiell möbliert werden können und dienen – vor allem im Attikageschoss – als Bereiche für den nachbarschaftlichen Austausch. Zwei grosse Dachgartenbereiche stehen allen Bewohnern öffentlich zur Verfügung und können zum Beispiel als Kräutergarten oder mit Hochbeeten individuell bepflanzt und unterhalten werden.
Das Haus soll eine flexible Raum- und Tragstruktur aufweisen, welche wenig über seine Benutzer aussagen will, aber offen ist für unterschiedliche Adaptionen wie auch für zukünftige bauliche Veränderungen. Sie umfasst die Systemtrennung von Trag- und Raumstruktur gleichermassen wie die Fassade und die Gebäudetechnik.
Die meist anonyme Erscheinung grosser Wohnblocks soll sich bei der vorliegenden Bauaufgabe, gerichtet nach Bedürfnissen der Bewohner und bezugnehmend auf die unterschiedlichen Jahreszeiten, verändern können. Mit Vorhängen – farblich aus dem satten Grün der Natur abgeleitet - kann jeder Bewohner im Innen- und Aussenbereich den Grad der Privatheit eigenständig gestalten. Dazu soll westseitig bei jedem Wohnungsaussenraum dem jeweiligen Mieter die Möglichkeit geboten werden, in Pflanzkübeln den ‘grünen Daumen’ frei zu entfalten. Kräutergarten oder Blumenbeet, Rosenstrauch oder Zierkirsche. Die Bewohner dürfen in ihrem Privatbereich für die Bepflanzung und den Unterhalt autonom verantwortlich sein.
Gegensätzlich dazu sollen ostseitig im Erschliessungsbereich der Laubengänge Kletterpflanzen über die mehrgeschossigen Lichthöfe wachsen. Diese spenden im Sommer kühlen Schatten, halten den Strassenlärm zurück und lassen im Winter viel Licht in die Innenräume. Über das gesammelte Dachwasser werden die Pflanzentröge bewässert.
Auf einem aus der jeweiligen Nutzung abgeleiteten Raster bedient sich das Haus einfachster architektonischer Elemente wie (Stahl-) Stützen und (Beton-) Platten. Die Fassaden sind nichttragend, konstruiert in Holz oder Glas. Geschossweise rundumlaufende Wellplatten aus transluzentem, lichtdurchlässigem Polycarbonat streuen das Licht, übernehmen somit die Funktion als Einblick-Schutz und erfüllen als ‘geschlossene Brüstung’ die Anforderungen an den Schallschutz. Allgeschossige Klebedächer aus dem gleichen Material schützen die gebäudeautomatisierten Fallarm-Markisen (Beschattungsanlage) vor Bewitterung.